Freitag, Dezember 05, 2003

Anschlag auf Pendlerzug in Russland
Um solche Meldungen beurteilen zu können muss man Russland kennen. Ich vermute hier eine makabre Version von Wahlpropaganda. Die wichtigsten Sätze der Pressemitteilung sind nämlich diese:

Präsident Wladimir Putin verurteilte die Tat als Versuch, das Land vor der Wahl aus dem Gleichgewicht zu bringen. ... und kann nun beweisen, wie er als guter Mann die Tschetschenen unschädlich macht -> Krieg #3 ?

Die abtrünnige moslemische Republik wurde von Moskau systematisch als "der Herd des Bösen" aufgebaut. Grosny, die Hauptstadt Tschetscheniens wurde anderseits von diversen hohen Regierungsbeamten gezielt genutzt um alle Sorten von Illegalen Händel und Machenschaften ab zu wicklen.

Putin meint weiter: Allerdings sei der weltweite Terrorismus auch für Russland «eine ernsthafte Bedrohung».
Das Wort "auch" ist hier völlig fehl am Platz: Putin hat nämlich vor Bush formuliert, dass alle "bösen" Personen in der Welt "wilde Tiere" oder "Terroristen" sind. Hier haben die Amerikaner von den Russen gelernt, genau so wie seinerzeit Hitler von Stalin gelernt hat, wie Juden verfolgt und deportiert werden können.

Boris Grislow wird mit dem Satz «Die Erde wird unter ihren Füssen wird brennen.» zitiert. Das ist eine zivilisierte Übersetzung des oft gesprochenen Satzes: "Die Schweine sollen in ihrer eigenen Scheisse versinken."

Der Zug ist übrigens in Jessentuki explodiert. Dort ist schon im Jahr 2000 ein Zug explodiert und im 2001 explodierte ein Markt. Schon seltsam, dass der FSB den Übeltäter nicht auf die Schliche kommt.

Wir arbeiteten mit der RZD EP10 in Beljaretschensk (auf der Karte eigekreist). Das liegt etwa drei Autostunden von Jessentuki entfernt. Mineralnje Woda ist die letzte Stadt, die für Journalisten noch halbwegs frei zugänglich ist. Weiter östlich beginnt das tschetschenische Sperrgebiet.