Sonntag, Oktober 24, 2004

Fernsehshows
Am Fernsehen kommt doch nur Mist:

Das eigene Leben ist für viele zu langweilig, also spielen wir es mit Realityshows im Fernsehen nach. Die Beziehungskriesen in Big Brother sind die absoluten Quotenrenner. Das ganze ist so erfolgreich, dass die Endemol-Produktion in eine Endlosschleife gehen will: die Leute werden nicht nur für ein Jahr in den Container gesandt, sonder können gleich ewig dort bleiben. Für die Bewohner soll auf 4000 m2 eine kleine Stadt gebaut werden. Familiengründungen in der Komune sind erwünscht. Moderne Sklaven der Menschheit opfern ihr Leben für die Unterhaltung!

Die Schweizer haben es mit der Gotthelf-Seriegeschafft ein eigenes Konzept für eine Reality Show zu entwickeln: In einem kleinen Bauernhaus auf tausend Meter Höhe lebt eine Familie wie vor zweihundert Jahren. Die Sommerserie war ein Erfolg und über Weihnachten folgt eine zweite Staffel. Der Unterhaltungswert liegt hier nicht bei den Beziehungen sondern viel mehr bei der unbeholfenen Ausführung von Alltagsarbeiten. Die Sendung zeigt privates Leben, Landwirtschaft und Tiere - eine in der Schweiz erfolgsträchtige Kombination.

Late Night Shows waren bis jetzt noch nie mein Ding. Harald Schmidt ist wahrscheinlich noch das Beste gewesen, aber irgendwie spricht dieser Humor eher eine zehn Jahre jüngere Generation an. Die Nachfolge von Harald Schmidt, trat Anke Engelke mit Anke Late Night an. Sie hat aber mangels Zuschauer soeben die Segel gestrichen. Ich mag keine Sendungen, wo so viel gesprochen wird. Fernsehen soll auch von Bildern leben. Das langweiligste Bild ist die Einstellung mit dem Moderator.

Neue amerikanische Sendeformate werden immer schneller in Europa importiert, obwohl hier ein ganz anderer Humor gewünscht ist. Das ganze wird immer skuriler. In der Sendung Mein Dicker peinlicher Verlobter verdient die Kandidatin eine halbe Million Dollar wenn sie es schafft einen hässlichen Schauspieler der Familie als ihr zukünftiger Mann schmackhaft zu machen.

Ich bin ohne Fernseher aufgewachsen und bereue das bis heute nicht. Es steht jetzt zwar auch bei uns ein Fernseher in der Stube, aber der ist eigentlich nur für die Tagesschau in Betrieb.

Abgesehen davon, dass das Fernsehen immer skuriler wird, ist es auch böse. Bilder sind viel stärker als Texte und schaffen deshalb spielend das Unterbewusste des Schauenden zu beeinflussen. Für mich ist das dann so eine Art stille Gehirnwäsche der Gesellschaft.

Auf die andere Seite müssen wichtige Botschaften gerade auch über das Fernsehen komuniziert werden können, da es für viele das einzige kosumierte Medium ist. Da liegt aus meiner Sicht auch der Platz der Öffentlich-Rechtlichen. Die Subventionen sollten dabei dazu benutzt werden, Inhalte zu verbreiten, die sonst keinen Platz in den Sendungen finden würden.

Werbung am TV ist etwas äusserst mühsames, vor allem wenn sie so dominant wie in den USA ist und jeder Spielfilm zehnmal unterbrochen wird. Bei der Werbung wirkt die Gehirnwäsche besonders intensiv. Künstlerisch gut gestaltete Werbung hat es in der Schweiz vom Grossverteiler Migros gegeben. Die haben aber auch eines der grössten Werbebudgets in der Schweiz. In guter Erinnerung sind auch noch die Toyota-Werbungen mit den Tieren.

Aus all den obigen Gründen bleibt bei mir am Samstag-Abend die Scheibe meistens Matt. Das wäre dann die Sendung, wo einer nur zuschaut ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Peter,
Schön dargestellt und kontrovers beleuchtet nicht ohne dem persönlichen Erlebnisbeschrieb. Das finde ich einen wertvollen Beitrag.
Ich schaube ausser der Tagesschau praktisch nur regelmässig den Krimi am Di. oder auf ZDF am Sa.
Gruss, Stefan Bucher