Donnerstag, November 18, 2010

Qantas A380 Triebwerke (4)

Hier nochmals etwas mehr technisch den Zustand der A380 vom Flug QF32 bei der Landung in Singapur. Dieser Post soll nicht dem letzten widersprechen aber die Ursachen der Vorfälle etwas bündeln.

Auf dem Bild unten sind die Schäden nochmals aufgeführt:


Der Ausfall der Steuerung von Triebwerk #1 führt dazu, dass dieses mit erhöhter Leerlaufdrehzahl weiter läuft. Diesen Zustand nimmt das Triebwerk an, wenn keine Steuersignale aus dem Cockpit mehr ankommen. Von der geborstenen Mitteldruck-Turbinenscheibe von Triebwerk #2 hatten die über verschiedene Wege verlaufenden redundanten Steuerleitungen zum Triebwerk #1 zertrennt. Weil das Triebwerk nach der Landung auch nicht mehr abgeschaltet werden konnte, musste es von der Feuerwehr mit Wasser erstickt werden.

Nach der Landung muss die Feuerwehr
mit Wasser das Triebwerk #1 ersticken
weil die Steuerung vom Cockpit unterbrochen ist und
das Triebwerk nicht mehr abgeschaltet werden kann.
Zwar sind zwei Treibstofftanks in der linken Tragfläche leck geschlagen, aber der Rest des Triebstoffes in der linken Tragfläche lässt sich auch nicht mehr ablassen oder umpumpen. Das Flugzeug fliegt ca. eine Stunde in Kreisen um weiteres Kerosin los zu werden. Vor dem Landeanflug sind immer noch 80 t im Flieger, was etwas ein Drittel der gesamten möglichen Treibstoffmenge ist. Der Flieger ist somit für eine normale Landung zu schwer ist.



Der Trimmtank kann vor der Landung nicht geleert werden weil die hintere Kraftstoffleitung versagt hat. An der linken Tragfläche funktioniert nur noch die Hälfte des Vorflügel und der Landeklappen. Die A380 kann somit für die Landung nicht den üblichen Anstellwinkel annehmen und muss mit einer erhöhten Geschwindigkeit gelandet werden.


Kraftstoffsystem der A380. Die ausgefallenen Teile sind rot bezeichnet.



Weil an der linken Tragfläche ein Triebwerk ausgefallen ist und das andere keine Steuerbefehle mehr annimmt, kann bei der Landung nur die Schubumkehr von einem Triebwerk an der rechten Tragfläche genutzt werden. Das Fahrwerk unter der linken Tragfläche ist teilweise defekt. Es muss von Hand ausgefahren. Die Fahrwerke unter den Flügeln habe keine ABS Funktion mehr, nur bei den Fahrwerken unter dem Rumpf ist sie noch verfügbar. Weiter funktionieren die Bremsklappen an der linken Tragfläche nur noch zur Hälfte. Dies alles führt zu einer verminderten Bremsleistung auf der Landebahn.


Eines der beiden Hydrauliksysteme ist ebenfalls vollständig ausgefallen. Die A380 würde aber auch beim Ausfall aller Hydrauliksysteme weiter fliegen, weil die Steuerflächen auch über elektrische Antriebe verfügen.

Das grüne Hydrauliksystem war ausgefallen. Das redundante gelbe
System und die elektrische Steuerung blieben funktionsfähig.
Steuerflächen der A380. Neben den beiden hyraulischen Systemen können
die Steuerflächen auch elektrisch angesteuert werden, so dass das Flugzeug
auch beim Aufall beider hydraulischen Systemen steuerbar bleibt.

Die Schäden an den Steuerflächen führten dazu, dass die Steuerung des Flugzeuges um die Längsachse (Roll-Control) in der Alternate Mode wechselte. Diese Betriebsart nimmt das Flugzeug automatisch an, wenn die im Normalbetrieb eingesetzten Systeme nicht mehr verfügbar sind. Die Steuerung um die Querachse und die Vertikalachse waren zu jeder Zeit voll funktionsfähig. Ebenso funktionierte der Autopilot normal, der erst kurz vor der Landung von der Crew bewusst ausgeschaltet wurde.


Steuerachsen eines Flugzeugs. Bei der schadhaften A380 funktionierte die Steuerung
um die Quer- und Vertikalachse normal, nur die Längsachse war im Alternate Mode.  

Der Ausfall von Triebwerk #2 führte auch dazu dass dessen Generator nicht mehr verfügbar war - kein echtes Problemen. Die Cockpitbesatzung war aber sehr besorgt über die fälschlicherweise abgesetzte Meldung, dass demnächst die RAT ausgefahren würde, denn dies hätte den totalen Zusammenbruch der elektrischen Energieversorgung an Bord bedeutet.

Der Ausfall eines Generators bedeutete kein grosses Problem. Die Besatzung war
 aber besorgt über die Meldung, das demnächst die RAT ausgefahren würde. 

RAT steht für Ram Air Turbine, was auf deutsch Staudruckturbine heisst. Dieses System wird nur im äussersten Notfall eingesetzt, wenn weder die Generatoren in den Triebwerken noch die beiden Hilfsturbinen (APUs) zur Verfügung stehen. Die RAT besteht aus einem kleinen Generator, der von einem Propeller angetrieben wird, der bei Bedarf aus der linken Tragfläche nach unten ausgeklappt wird. 

Ausgefahrene RAT an einem Verkehrsflugzeug

Alles zusammen führt dazu dass eine Landung mit einem sehr schweren Flugzeug, bei einer sehr hohen Geschwindigkeit ausgeführt werden musste. Der Airbus kommt 150 m vor dem Pistenende zum stehen. Diese Position wurde aber von der Cockpitbesatzung bewusst angefahren weil sich dort bereits die Feuerwehr aufgebaut hatte. 

Als Glück im Unglück ist zu Werten, dass ausgerechnet bei diesem Flug 5 Piloten an Bord waren - die drei üblichen Piloten und zwei zusätzliche Piloten. Einer führte die jährliche Überprüfung eines Piloten durch, während der zweite die Arbeit des Prüfers überwachte. Nach dem Vorfall übernahm das zusätzliche Personal die Auswertung der vielen im Cockpit eintreffenden Warnungen und die Information der Passagier.

Alles in allem hat die Cockpitbesatzung unter den widerlichen Umständen eine sehr gute Leistung erbracht, was aber nur möglich war unter der Berücksichtigung, dass auch die technischen Systeme die Situation beherrschten.

2 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Schön, dass Du offensichtlich seit einiger Zeit wieder bloggst. Unschön, dass Dein Feed nur abgehackte Inhalte umfasst. Dann halt nicht.

Peter hat gesagt…

@Martin
Da bin ich überfordert, ich weiss nicht, wo ich da etwas an den Einstellungen ändern muss.